Freitag, 10. Oktober 2008

Alles im Lot

Ein Lot, ein Instrument um Untiefen , um Tiefen auszumessen, auszuloten.
Ein schweres Gewicht an einer langen Schnur, das in regelmässigen Abständen in die Tiefe des Ozeans herabgelassen wird, um dessen Struktur und Beschaffenheit zu erkunden.

Nichts anderes habe ich das letzte halbe Jahr gemacht.
Mich ausgemessen, meine Untiefen erforscht, auf Sehrrohttiefe abgetaucht und versucht zu ergründen wie mein Boden beschaffen ist, meine Untiefen…

Es gehört viel Mut dazu sich ins Meer zu stürzen, in die eigenen unberechenbaren Fluten, der Moment in dem die Wellen über deinem Kopf zusammenschlagen birgt die Möglichkeit eines Abschieds in sich, ich wollte nicht Abschied nehmen, ich wollte nur mir selber treu bleiben.

Die Angst die einem im eiskalten Wasser packt und in die Tiefe zieht, schwer wie Blei und trübe wie ein alter Spiegel, blind.

Du gibst dich dem Spiel der Strömung hin, du kannst gar nicht anders, denn dein Wille ist wie gelähmt, immer wieder ziehen innere Bilder an deinen geschlossenen Liedern vorüber, süsse Bilder, Bilder die Schmerzen bereiten, Schmerzen des Verlierens, sie sind so süss , der Drang sich darin zu vergessen bekommt ein Gewicht, ein erdrückendes Gewicht.

Und dann, dann stösst dein Körper das erste mal auf Grund, schneller und heftiger als du es erwartet hast, erschrocken reisst du die Augen auf und schnappst nach Luft, was du siehst macht dir Angst, die Dunkelheit und die Kälte um dich herum , lassen dich zittern, aber du wunderst dich, du bekommst Luft, du kannst frei atmen.

In diesem Moment , der kurz wie ein Flügelschlag, dieser Moment in dem sich deine Lungen mit Luft füllen, mit Leben, erkennst du deine Angst vor der Angst und beschliesst ihr wieder zu begnen, sie kennenzulernen und ihr anders zu begegnen, anders als bisher.

Du schüttelst dich , stehst auf , und gehst den ersten Schritt, den ersten Schritt auf dem Weg hin zu dir .

Du ordnest dein Gepäck, sortierst aus was du nicht mehr brauchst, nimmst jeden Gegenstand noch einmal in die Hand, hälst sie hoch und ganz langsam öffnen sich deine verkrampften Hände der Strömung des Wassers, du lässt los und übergibst die Last deiner Hand dem unberechenbaren Willen des Meeres…du gibst sie frei.

Dann läust du los, zuerst mit noch zitternden Beinen, jeder zeit bereit dich zu verstecken wenn ein Schatten auf das spärliche Licht fällt, welches dich umgibt, doch diese Momente werden im Laufe deiner Wanderung immer seltener und bald bewegst du dich frei und voller Neugier auf dem Grunde deines Meeres, deines Ichs.

Mit grossen Augen betrachtest du die weite Landschaft vor dir, die sanften Hügel, die schroffen Felsen und harten Abbruchkanten, die steil abfallen. Genau die wecken dein Interesse, du willst wissen was sich hinter der klaren Linie des Gipfels verbirgt.

Und irgendwann triffst du auf einen der Gegenstände die du losgelassen hast, irgendeine Kleinigkeit und du steckst es ein, nimmst es mit, weil du begriffen hast, das alles, auch das was dich hat ins Meer springen lassen , ein Teil deines Weges ist, ein Teil deines eigenen Lebens.

Du erwischt dich dabei , wie deine Finger mit dem Gegenstand in der Tasche spielen, immer dann wenn du in Situationen kommst die dich aufwühlen und beginnst eine innere Sicherheit mit dem was Deine Finger spüren zu verbinden.

Bis der Tag kommt an dem du auftauchst, wieder an die Oberfläche zurück kehrst und dein Leben wieder in Besitz nimmst, dein Haus auf ein neues beziehst und dich dort bequem einrichtest.

Und in jeder Nacht schliessen sich deine Hände um den Gegenstand der dir vom Meer zurückgebracht wurde, das , was Dir das Gefühl gibt sicher zu sein, sicher mit Dir, sicher in Dir, du hast dein eigenes Lot gefunden.

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